Besonders bei Müttern hat der Fachkräftemangel in Kitas Auswirkungen auf ihre Arbeitszeit. 62 % der beschäftigten Mütter in Teilzeit arbeiten weniger, um Zeit für die Kinderbetreuung zu haben. Bei den Vätern sind es lediglich 30 %. Somit könnten theoretisch bis zu eine Million Mütter mehr arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden.
Doch Mütter arbeiten nicht nur weniger aufgrund von fehlender Kinderbetreuung, teilweise stehen sie dem Arbeitsmarkt auch gar nicht zur Verfügung. Es gibt Statistiken zufolge ca. 840.000 Mütter, die mit mindestens einem Kind unter 6 Jahren eine Erwerbspause einlegen.
Seit 2013 haben Kinder ab einem Jahr einen gesetzlichen Kita-Anspruch in Deutschland. Zuvor galt der Anspruch für über Dreijährige seit 1996. Die Herabsenkung des Alters beim gesetzlichen Anspruch und die Kinderbetreuung in Kitas sollte es Frauen ermöglichen, schneller aus der Elternzeit in die Arbeit zurückzukehren, und werdenden Eltern die Entscheidung für ein Kind erleichtern.
Laut eines Artikels vom RBB besteht dieser Anspruch jedoch nur auf dem Papier, in Realität sieht die Situation ganz anders aus. Fakt ist, dass der Bedarf nach Kinderbetreuung schon vor der Einführung des Gesetzesanspruchs über dem Angebot lag und dass es seitdem nicht gelungen ist, den Erziehermangel zu beheben.
Der Fachkräftemangel in den Kitas hat jedoch weitreichende Folgen. Denn viele Arbeitskräfte, insbesondere Frauen, stehen dem Arbeitsmarkt gar nicht oder nur in Teilzeit zur Verfügung, weil ihre Kinderbetreuung nicht gesichert ist. Das führt zu einem Fachkräftemangel in anderen Branchen bzw. verschärft den dort bereist herrschenden Fachkräftemangel noch. So kann beispielsweise eine schnelle Energiewende laut RBB nur gelingen, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist.
Laut News4teachers liegen die Ursachen für den Fachkräftemangel Erzieher jedoch nicht im fehlenden Personalausbau, denn in den vergangenen 10 Jahren ist die Zahl der pädagogischen Fachkräfte in Kindergärten und Kitas stark gewachsen, insgesamt um 51 %. Damit ist der Zuwachs stärker als die Zahl der zu betreuenden Kinder. Woher also kommt der Erziehermangel?
Erklären lässt er sich vor allem durch die stark gestiegene Zahl der Unter-Dreijährigen, die eine intensivere Betreuung benötigen als ältere Kinder. Doch auch die Zahl der Fachkräfte trügt, denn nur ein geringer Anteil der Kita-Fachkräfte arbeitet in Vollzeit. Der Teilzeit-Anteil lag 2023 bei fast zwei Dritteln.
Neben dem weiterhin herrschenden Personalmangel gibt es jedoch noch weitere Gründe für den Kita-Fachkräftemangel. Der Bedarf liegt seit Jahren über dem Angebot. Krankheitsbedingte Ausfälle führten – besonders zu Corona-Zeiten – darüber hinaus dazu, dass einzelne Gruppen nicht mehr betreut werden konnten, Kitas verkürzte Öffnungszeiten hatten, wodurch Randzeiten nicht mehr abgedeckt waren, oder Kitas sogar ganz geschlossen werden mussten.
Eltern standen somit häufig buchstäblich vor geschlossenen Türen und mussten die Kinderbetreuung kurzfristig anders organisieren. Dadurch kam es jedoch nicht nur zu Arbeitsausfällen und kurzfristigen Urlaubstagen bei Eltern, sondern auch zu mehr ungewollter Teilzeit, weil die Gesamtsituation keine Vollzeitarbeit erlaubte. All dies führte dazu, dass sich der Fachkräftemangel auch in anderen Bereichen verstärkte.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Kennzahlen zum Fachkräftemangel Kita kurz einmal vor:
Mittel- und langfristig müssen somit mehr Erzieher:innen und weitere Fachkräfte ausgebildet und beschäftigt werden. Um jedoch kurzfristig Lösungen für die fehlende Kinderbetreuung zu finden und dem Fachkräftemangel in der eigenen Belegschaft entgegenzuwirken, sind manche Unternehmen dazu übergangen, eigene Kitas einzurichten oder Kooperationen mit lokalen Kitas einzugehen, damit die Kinder ihrer Beschäftigten bei der Vergabe von Plätzen bevorzugt werden. Sie bezahlen somit für die Betreuung der Kinder ihrer Mitarbeiter:innen in Firmenkitas oder in betriebsnahen Kitas. Gegen krankheitsbedingte Ausfälle hilft aber auch das nur bedingt, sodass Betriebskitas versuchen, mit einem höheren Betreuungsschlüssel Krankheitswellen besser abzufedern.
Besteht keine Möglichkeit, eine eigene Kita zu errichten oder eine Kooperation einzugehen, helfen manche Firmen auch bei der Suche und Finanzierung von Babysitter:innen.
Auch Kitas bemühen sich um Lösungen für den Personalmangel. So sind manche Kitas dazu übergangen, verkürzte Öffnungszeiten anzubieten, um zumindest mit dem bestehenden Personal eine ausreichende Betreuung der Kinder gewährleisten zu können. Eine grundsätzliche Lösung des Problems ist dies jedoch nicht.
Deshalb fordern Eltern, Personalverantwortliche und Wissenschaftler:innen, dass der Staat mehr in die Kinderbetreuung finanzieren müsse. Neben der Beschäftigung von mehr Erzieher:innen fordern Studien laut der Zeit aber auch eine Reihe von Sofortmaßnahmen. Zu diesen gehören neben einer Reduzierung der Kitaöffnungszeiten bis 2025 und der Beschäftigung von Quereinsteigern, aber auch eine grundsätzliche Entlastung des pädagogischen Personals durch die Delegation von Verwaltungs- und Hauswirtschaftsaufgaben an andere Beschäftigte.
Hier können zum Beispiel Kita-Asisstent:innen unterstützen, indem sie sich um nicht-pädagogische Belange kümmern. Durch die Hilfe bei Mahlzeiten, Körperhygiene und organisatorischen Dingen können sie Erzieher:innen entlasten. Dennoch kennen sich Kita-Assistent:innen auch in pädagogischen Grundlagen und den rechtlichen Rahmenbedingungen aus und wissen, wie der Kita-Alltag organisiert ist.
Um den Fachkräftemangel in den Kitas zu beheben, ist eine beträchtliche Investition des Staats in die Ausbildung von entsprechendem Personal nötig. Neben Erzieher:innen werden auch Kita-Assistent:innen als unterstützendes Personal benötigt. Die Förderung von Betriebskitas und finanzieller Unterstützung von Unternehmen für die Kinderbetreuung ihrer Beschäftigten ist sinnvoll, reicht allein aber nicht aus, um den durch den gesetzlichen Betreuungsanspruch für Kinder ab einem Jahr zu gewährleisten und die Beschäftigungspotenziale von Eltern in Deutschland voll auszuschöpfen.