Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss stellen eine zunehmende Herausforderung für den Arbeitsmarkt dar. Laut Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) gibt es in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss - ein Negativrekord. Der Rückgang bei den Ausbildungen ist laut dem OECD-Bildungsbericht "Bildung auf einen Blick" sogar der größte in allen OECD-Ländern.
Nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungstieg stieg der Anteil 25- bis 34-Jährigen ohne Berufsabschluss zwischen 2015 und 2022 von 13 auf 16 Prozent. Besonders besorgniserregend ist die Situation laut BIBB bei den 20- bis 34-Jährigen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der jungen Erwachsenen ohne Schulabschluss von 15,5 auf 17 Prozent gestiegen. Und ohne Schulabschluss keine Berufsausbildung.
Laut dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gab es im Jahr 2022 über 630.000 offene Stellen, für die es rechnerisch keinen qualifizierten Arbeitslosen gab. Dieser Rekordwert verdeutlicht, dass der Fachkräftemangel auch ein Mangel an ausreichend qualifiziertem Personal ist.
Mit jedem fehlenden Berufsabschluss wächst der Mangel an Arbeitskräften. Dies hat auch erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Sozialstaat. Während die allgemeine Arbeitslosenquote im Jahr 2022 bei 5,3 Prozent lag, betrug sie bei den Ungelernten knapp 20 Prozent. Von den derzeit 881.000 Langzeitarbeitslosen haben 60 Prozent keine abgeschlossene Ausbildung. Fachleute warnen davor, dass die Gesellschaft es sich nicht mehr leisten kann, dass so viele Menschen ohne Ausbildung in den Arbeitsmarkt einsteigen.
Bund und Länder haben bereits Maßnahmen ergriffen, um diesem Trend entgegenzuwirken. So unterstützt der Bund mit dem Programm "Startchancen" 4.000 Schulen in sozialen Brennpunkten, indem er die Schulsozialarbeit stärkt und sozial benachteiligte und bildungsferne Schüler fördert. Ein erfolgreiches Beispiel ist Hamburg, wo Jugendberufsagenturen eingerichtet wurden. Seit ihrer Einführung haben sich die Übergangsquoten von der Schule in den Beruf mehr als verdoppelt.
Mit dem neuen Weiterbildungsgesetz wurden auch bessere Rahmenbedingungen geschaffen. Dazu gehört eine Ausbildungsgarantie für diejenigen, die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden. Für junge Auszubildende, die einen Ausbildungsplatz haben, gibt es außerdem die Möglichkeit, Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) zu erhalten, wenn die normale Ausbildungsvergütung nicht zum Leben reicht. In manchen Fällen reicht auch der Höchstsatz nicht aus, dann können Auszubildende mit dem Bürgergeld aufstocken. Näheres dazu erfahren Sie auf den Seiten der Agentur für Arbeit.
Auch die Betriebe können helfen, indem sie Jugendlichen ohne Schulabschluss eine Chance geben und nicht nur nach Noten, sondern auch nach Zuverlässigkeit und Motivation beurteilen. Immer mehr Ausbildungsberater, zum Beispiel bei den Handwerkskammern, unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden.
Betriebe, die Auszubildende beschäftigen, benötigen allerdings mindestens einen verantwortlichen Ausbilder. Dieser muss nicht nur persönlich und fachlich geeignet sein, sondern auch eine Prüfung nach der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) ablegen. Diese ist auch als Ausbildung der Ausbilder (AdA) bekannt. Sie wurde zwischenzeitlich ausgesetzt, um die Betriebe zu motivieren, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Darunter litt jedoch die Qualität der Ausbildung und der Ausbilder selbst. Deshalb wurde wieder auf die Qualifizierung zurückgegriffen.
Die duale Ausbildung, die traditionell eine wichtige Rolle spielt, hat unter der Pandemie stark gelitten und sich noch nicht wieder erholt. Ein Grund für den Rückgang scheint zu sein, dass viele Jugendliche ihre Lernschwierigkeiten nicht überwinden können und sich den Anforderungen der Berufsschule nicht gewachsen fühlen. Die Betriebe sind inzwischen dazu übergegangen, ihre Auszubildenden vor den Prüfungen mit Lernhilfen zu unterstützen. Und auch die Bundesagentur für Arbeit unterstützt mit der Einstiegsqualifizierung (EQ), einem sozialversicherungspflichtigen betrieblichen Langzeitpraktikum und ausbildungsbegleitenden Maßnahmen wie die Assistierte Ausbildung (AsA), damit sich wieder mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung entscheiden.
Um den Trend zu jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss umzukehren und den Arbeitsmarkt zu stärken, ist es entscheidend, frühzeitig anzusetzen, in der Schule und in der Ausbildung. Dafür ist es nie zu spät.
Hier bei Viona finden Sie Coaching-Angebote, die sich speziell an junge Menschen bis 25 Jahre richten und förderfähig sind. Mit einem persönlichen Coach erhalten sie Unterstützung, um ihre beruflichen und privaten Ziele konkret anzugehen und zu erreichen.
Apropos Förderungen. Wollen Sie wissen, welche Förderung für Sie die richtige ist?